Kindheit und Jugend
Alfred
Hitchcock erblickte am 13. August 1899 in Leystone, England, das Licht der
Welt. Damals gehörte Leystone zur Grafschaft Essex, heute gehört es zu London.
Hitchcock ist der Sohn des Gemüse- und Geflügelhändlers William Hitchcock und
seiner Frau Emma (geb. Whelan). Er hatte zwei Geschwister, die allerdings beide
viele Jahre älter waren als er: Sein Bruder William wurde 1890 geboren und
Eileen 1892.
Sich
selbst beschrieb Hitchcock später in einem Interview als ruhiger, braver und
einsamer Junge ohne Spielkameraden, der sich selbst zu beschäftigen wusste.
Sein Vater nannte ihn „Lämmlein ohne Flecken“. Schon als Kind war Hitchcock
klein und korpulent. Über seine Familie sagte er, dass sie alle sehr gern ins
Theater gingen.
Sein
Vater war ein strenger Mann und schickte seinen Sohn einmal mit einem Brief zur
Polizeiwache. Ein Beamter las den Brief und sperrte den kleinen Alfred
daraufhin für einige Minuten in eine Zelle. „So machen wir das mit bösem
Buben“, bekam der Kleine zu hören, konnte sich aber überhaupt keinen Reim
darauf machen und wusste nicht, was er falsch gemacht hatte.
Er
wurde streng katholisch erzogen.
Im
Jahr 1907 zog die Familie nach Poplar um, ab 1910 leben die Hitchcocks im
Londoner Stadtteil Stepney, wo Alfred bis 1913 das St. Ignatius College in
Stanford Hill.
Im
Alter von gerade einmal vierzehn Jahren beginnt er, Abendkurse an Universitäten
zu besuchen. Am 12. Dezember 1914 stirbt sein Vater.
Erste Beschäftigungen in Filmstudios
Von
1915 bis 1920 ist er Büroangestellter der Henley Telegraph and Cable Company.
In der ersten Ausgabe der Werkszeitung der Firma erscheint 1919 seine
Kurzgeschichte „Gas“.
1920
beginnt er, im Studio von Famous Players-Lasky, später Paramount, in Islington
zu arbeiten. Dort lernt er 1921 die Cutterin Alma Reville kennen. Sie ist nur
einen Tag jünger als er.
Zusammen
mit verschiedenen Regisseuren arbeitet er an deren Filmen; unter anderem mit
Seymour Hicks an „Always Tell Your Wife“.
1923
wurde das Studio von Michael Balcon, John Freedman und Victor Saville
übernommen. Hitchcock wurde Regieassistent und schrieb das Drehbuch für „The
Blackguard“. 1924 gründete Michael Blacon Gainsborough Pictures. Für ihn drehte
Hitchcock 1925 und 1926 in München zwei Filme: „The Pleasure Garden“ und „The
Mountain Eagle“.
1926 dreht er für Gainsborough Pictures „The
Lodger“. Am 2.
Dezember desselben Jahres heiratete er Alma Reville. Bis zu seinem Lebensende
blieb sie seine wichtigste Beraterin, sowohl in kreativen als auch in
ökonomischen Belangen.
1927
realisierte er für Gainsborough Pictures noch zwei Filme („Downhill“ und „Easy
Virtue“), dann wechselte er zu British International Pictures, wo er „The Ring“
drehte. am 7. Juni 1928 wurde seine Tochter Patricia geboren.
Die heiße Phase
Für
British International Pictures drehte er von 1928 bis 1932 zehn Filme.
Im
Jahr 1930 gründete er die Bakery Productions Ltd., deren Aufgabe es war, ihn
als Person der Öffentlichkeit möglichst positiv zu inszenieren.
1933
drehte er „Walzes From Vienna“. Für den Film diente ein Bühnenstück von Ernst
Marischka als Vorlage. Von 1934 bis 1936 arbeitete Hitchcock an den ersten
Fassungen der Filme „The Man Who Knew Too Much“, „Sabotage“, „The 39 Steps“ und
„The Secret Agent“. Die Gaumont-Studios, in denen er arbeitete, wurden später
aus finanziellen Gründen geschlossen. Er kehrte 1937 zu Gainsborough Pictures
zurück und verfilmte zwei Romane: „Young And Innocent“ und „The Lady Vanishes“.
Im selben Jahr unternahm er seine erste Reise in die USA zusammen mit seiner
Frau und seiner Tochter.
Zwei
Jahre später schloss er mit dem amerikanischen Filmproduzenten Selznick einen
Vertrag ab und drehte für Mayflower Pictures seinen vorerst letzten Film in
England, danach wanderte er mit seiner Familie nach Los Angeles in die USA aus.
Für
Selznick drehte er von 1939 bis 1947 drei Filme: „Rebecca“, „Spellbound“ und
„The Paradine Case“. An andere Produzenten wurde er von Selznick vermittelt. So
realisierte er von 1940 und 1941 für United Artist „Foreign Correspondent“ und
für RKO „Mr And Mrs Smith“ und „Suspicion“.
Seine
Tochter Patricia feierte 1942 ihr Bühnendebüt. Im selben Jahr führte Hitchcock
für Universal Regie bei „Saboteur“ und „Shadow Of A Doubt“. Seine Mutter Emma
starb am 26 September in London.
Sein
älterer Bruder William beging 1943 in London Suizid. Für
20th Century Fox drehte Hitchcock „Lifeboat“.
Bei
zwei Kurzfilmen für das Ministry of Information führte er 1944 in London Regie
und arbeitete zusammen mit Ingrid Bergmann an „Spellbound“.
Mit
„Notorious“ realisierte er 1945 den Lieblingsfilm seiner Tochter. Im nächsten
Jahr gründete er zusammen mit Sidney Bergmann Transatlantic Pictures, er hoffte,
mit seiner eigenen Produktionsfirma eigene Projekt unabhängig verwirklichen zu
können.
Seinen
Vertrag mit Selznick erfüllte er 1947 mit „The Paradine Case“. In diesem Jahr
und dem darauf folgenden drehte er seine beiden einzigen Filme für die eigene
Produktionsfirma: Die Dreharbeiten zu „Rope“ fanden in LA statt, für „Under
Caprcorn“ reiste er nach London.
„Stage
Fright“ drehte 1949 er zusammen mit Marlene Dietrich, in einer Nebenrolle ist
auch seine Tochter zu sehen. Seine Produktionsfirma Transatlantic Pictures
löste er in diesem Jahr auf. Auch begann er, für Warner Bros Filme zu drehen:
„Strangers On A Train“(1951), „I Confess“(1953), „Dial M For Murder“(1954) und
„The Wrong Man“ (1956). Die Zusammenarbeit wurde bis 1956 fortgesetzt.
1952
heiratete seine Tochter Joseph E. O’Conell. Ein Jahr später wird die erste
Tochter des Paares geboren, Mary.
Hitchcock drehte mit Grace Kelly für Warner Bros: „Dial M For Murder“.
Ab
1953 realisierte er für Paramount sechs Filme, der erste davon war „Rear
Window“. Im folgenden Jahr kam seine zweite Enkelin Teresa zur Welt und er
arbeitet an den Paramount-Filmen Nummer Zwei und Drei: „To Catch A Thief“ und
„The Trouble With Harry“.
Hitchcock als Überregisseur
Ab
1955 setzte er auf Projekte für das Fernsehen um: 20 Folgen der Serien „Alfred
Hitchcock Presents“, „The Alfred Hitchcock Hour“, „Suspicion“ und „The Ford
Star Time“ stammen von ihm. Die Arbeit für das Fernsehen endete erst 1965.
Es
war auch 1955, als er zum ersten Mal auf Francois Truffaut traf, der ihn später
sehr ausführlich interviewen würde. Zum zweiten Mal verfilmte er „The Man Who
Knew Too Much“ für Paramount. Die Erstfassung dieses Films hatte er bereits
zwischen 1934 und 1936 in den Gaumont Studios erarbeitet. Am 20. April nahm er
die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
1956
endete die Zusammenarbeit mit Warner Bros vorerst nach der Fertigstellung des
vierten Films „The Wrong Man“, einem Schwarz-Weiß-Film. Der fünfte Film für
Paramount war „Vertigo“ von 1957, für den ein Buch der französischen
Kriminalautoren Pierre Boileau und Thomas Narcejac als Vorlage herangezogen
wurde. Deren Landsmänner Eric Rohmer und Claude Chabrol veröffentlichten im
selben Jahr das erste Buch über Hitchcock.
Der
Gesundheitszustand von Hitchcocks Ehefrau Alma verschlechterte sich zunehmend
und so wurde sie 1958 wegen einem Krebsleiden operiert. Ihr Mann drehte im
selben Jahr den Film „North By Northwest“ für MGM.
1959
wurde Hitchcock zum dritten Mal Großvater, seine Tochter und sein Schwiegersohn
wurden Eltern eines Mädchens namens Kathleen. Das Ergebnis der letzten
Zusammenarbeit mit Paramount ist der Film „Psycho“.
Francois
Truffaut begann 1962, Hitchcock zu interviewen. Der Regisseur, mittlerweile 63
Jahre alt, arbeitete für seine letzten sechs Werkewieder mit Warner Bros
zusammen. Das erste war noch im selben Jahr eines seiner wohl berühmtesten:
„The Birds“ („Die Vögel“) mit dem Model Tippi Hedren. Es folgten „Marnie (1963, wieder mit Tippi
Hedren) und „Torn Curtain“ (1956/66). 1966 wurden auch die Interviews unter dem
Titel „La Cinema Selon Hitchcock“ (dt. Fassung: „Mr Hitchcock, wie haben Sie
das gemacht?“) veröffentlicht. Nach weiteren zwei Jahren fanden 1968/69 die
Dreharbeiten zu „Topaz“ statt. Hitchcock bekam die Ehrendoktorwürde der
Universität von Kaliforien in Santa Cruz und den Irving G. Thalberg Memorial
Award der Academy of Motion Picture Arts And Science verliehen.
1971
wird er Mitglied der Ehrenlegion in Paris, filmt in London „Frenzy“.
Letzte Jahre und Tod
Seine
Frau erlitt einen ersten Schlaganfall. Auch Hitchcocks Gesundheitszustand war
in Mitleidenschaft gezogen worden. Er wurde 1974 wegen eines Nierensteins
operiert und bekam einen Herzschrittmacher eingesetzt. Trotzdem stellte
Hitchcock im nächsten Jahr seinen letzten Film „Family Plot“ fertig. Alma hatte zu dieser Zeit einen zweiten Schlaganfall.
1978/79
schrieb er an dem Drehbuch zum Bühnenstück „The Short Night“. Er feuerte seinen
Coautor und engagiert den jungen Schriftsteller David Freeman. Diese Arbeit
wurde allerdings nicht mehr realisiert. Hitchcock konsumierte damals große
Mengen Alkohol.
1979
dankt er bei der Verleihung des Ehren-Oscars seiner Frau als Cutterin,
Drehbuchautorin, Mutter seiner Tochter und als Köchin. Sie ist die einzige
Person, der er dankt. Auch in England wurde er als Knight Commander of The
British Empire geadelt und durfte sich von da an Sir Alfred Hitchcock nennen.
Diese Erfolge konnten den Niedergang seiner mentalen und physischen Fähigkeiten
jedoch nicht aufhalten.
Am
16. März 1980 zeigte er sich zum letzten Mal der Öffentlichkeit. Am 29. April
verstarb er im Schlaf in seinem Haus in Bel Air an Nierenversagen.
Arbeit als Regisseur
Er
drehte vor allem Thriller. Hierbei erwies sich Hitchcock im Aufbauen von
Spannung als geschickter Regisseur. Dadurch, dass er - laut eigener Aussage -
nicht immer das Publikum dem Täter nachspüren ließ, sondern sie von Anfang an
darüber aufklärte, wer der Schuldige war. So fieberte das Publikum
umso mehr mit.
In
seinen Filmen zeigte Hitchcock auch ein immer wiederkehrendes Profil, was die
Heldin anging: eine blonde Frau, die ein Geheimnis hütet, die Männer in ihren
Bann zieht und doch am Ende Tragisches erleiden muss. Das Model Tippi Hedren
etablierte sich hier zu seiner Favoritin und spielte in „Die Vögel“ und „Marnie“,
nachdem Grace Kelly Fürst Rainier III von Monaco geheiratet hatte und nicht
mehr zur Verfügung stand.
Seine
Filme handeln oft von Identitätsverlust, dem verfolgten Unschuldigen und
spielen mit der Angst des Publikums. Mit der extremen Spannung wird dunkler
Humor verknüpft.
Hitchcock
war sich durchaus bewusst, dass der sich durch kleine Cameo-Auftritte in seinen
Filmen interessant machen konnte und diese kurzen Erscheinungen lenkte auch die
Aufmerksamkeit des Publikums nicht vom Geschehen ab. So ist er in vielen seiner
Filme kurz im Hintergrund zu sehen oder erscheint in einer Zeitungsanzeige.
Trivia
- Angeblich mochte er seine seine Frau nicht einmal ansehen , als sie schwanger war
- Laut eigener Aussage sollte er als er noch ein Kind war jeden Abend am Bett seiner Mutter erscheinen und ihr von seinem Tag erzählen
- Er ist abgedruckt auf einer 32-Cent-Briefmarke der Serie „Legends of Hollywood“
- Er war befreundet mit dem Produzenten der Bond-Filme, Albert R. Broccoli
- Wegen seines Erlebnisses in der Polizeistation als Kind hatte er große Angst vor der Polzei. Er machte beispielsweise nie seinen Führerschein
- Er hat niemals für einen einzigen seiner Filme einen Oscar bekommen
- Er schrieb für einige „Die drei Fragezeichen“- Bücher das Vorwort und erschien auch einmal darin
- Als er den Preis für sein Lebenswerk erhielt (1979), scherzte er mit Freunden, dass anscheinend angenommen wurde, er würde bald sterben. Er starb dann ein Jahr später
- Sein Gewicht schwankte ständig. Er war immer übergewichtig, machte aber zeitweise Diäten
- Am Set spielte er der Crew gerne Streiche, meistens waren sie allerdings eher weniger lustig. Er spielte mit den Phobien der Leute und erschreckte sie
Krimi-Regisseur: ein Mann, der im Dunkeln Gänsehaut verkauft.
Alfred Hitchcock
Quellen:
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Glamour Deutschland, Schweiz,
Österreich/ 04; 12/ S. 216 Tippi Hedren
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