Sonntag, 29. April 2012

Alfred Hitchcock




Kindheit und Jugend


Alfred Hitchcock erblickte am 13. August 1899 in Leystone, England, das Licht der Welt. Damals gehörte Leystone zur Grafschaft Essex, heute gehört es zu London. Hitchcock ist der Sohn des Gemüse- und Geflügelhändlers William Hitchcock und seiner Frau Emma (geb. Whelan). Er hatte zwei Geschwister, die allerdings beide viele Jahre älter waren als er: Sein Bruder William wurde 1890 geboren und Eileen 1892.
Sich selbst beschrieb Hitchcock später in einem Interview als ruhiger, braver und einsamer Junge ohne Spielkameraden, der sich selbst zu beschäftigen wusste. Sein Vater nannte ihn „Lämmlein ohne Flecken“. Schon als Kind war Hitchcock klein und korpulent. Über seine Familie sagte er, dass sie alle sehr gern ins Theater gingen.
Sein Vater war ein strenger Mann und schickte seinen Sohn einmal mit einem Brief zur Polizeiwache. Ein Beamter las den Brief und sperrte den kleinen Alfred daraufhin für einige Minuten in eine Zelle. „So machen wir das mit bösem Buben“, bekam der Kleine zu hören, konnte sich aber überhaupt keinen Reim darauf machen und wusste nicht, was er falsch gemacht hatte.
Er wurde streng katholisch erzogen.
Im Jahr 1907 zog die Familie nach Poplar um, ab 1910 leben die Hitchcocks im Londoner Stadtteil Stepney, wo Alfred bis 1913 das St. Ignatius College in Stanford Hill.
Im Alter von gerade einmal vierzehn Jahren beginnt er, Abendkurse an Universitäten zu besuchen. Am 12. Dezember 1914 stirbt sein Vater.

Erste Beschäftigungen in Filmstudios


Von 1915 bis 1920 ist er Büroangestellter der Henley Telegraph and Cable Company. In der ersten Ausgabe der Werkszeitung der Firma erscheint 1919 seine Kurzgeschichte „Gas“.
1920 beginnt er, im Studio von Famous Players-Lasky, später Paramount, in Islington zu arbeiten. Dort lernt er 1921 die Cutterin Alma Reville kennen. Sie ist nur einen Tag jünger als er.
Zusammen mit verschiedenen Regisseuren arbeitet er an deren Filmen; unter anderem mit Seymour Hicks an „Always Tell Your Wife“.
1923 wurde das Studio von Michael Balcon, John Freedman und Victor Saville übernommen. Hitchcock wurde Regieassistent und schrieb das Drehbuch für „The Blackguard“. 1924 gründete Michael Blacon Gainsborough Pictures. Für ihn drehte Hitchcock 1925 und 1926 in München zwei Filme: „The Pleasure Garden“ und „The Mountain Eagle“.
1926 dreht er für Gainsborough Pictures „The Lodger“. Am 2. Dezember desselben Jahres heiratete er Alma Reville. Bis zu seinem Lebensende blieb sie seine wichtigste Beraterin, sowohl in kreativen als auch in ökonomischen Belangen.
1927 realisierte er für Gainsborough Pictures noch zwei Filme („Downhill“ und „Easy Virtue“), dann wechselte er zu British International Pictures, wo er „The Ring“ drehte. am 7. Juni 1928 wurde seine Tochter Patricia geboren.

Die heiße Phase


Für British International Pictures drehte er von 1928 bis 1932 zehn Filme.
Im Jahr 1930 gründete er die Bakery Productions Ltd., deren Aufgabe es war, ihn als Person der Öffentlichkeit möglichst positiv zu inszenieren.
1933 drehte er „Walzes From Vienna“. Für den Film diente ein Bühnenstück von Ernst Marischka als Vorlage. Von 1934 bis 1936 arbeitete Hitchcock an den ersten Fassungen der Filme „The Man Who Knew Too Much“, „Sabotage“, „The 39 Steps“ und „The Secret Agent“. Die Gaumont-Studios, in denen er arbeitete, wurden später aus finanziellen Gründen geschlossen. Er kehrte 1937 zu Gainsborough Pictures zurück und verfilmte zwei Romane: „Young And Innocent“ und „The Lady Vanishes“. Im selben Jahr unternahm er seine erste Reise in die USA zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter.
Zwei Jahre später schloss er mit dem amerikanischen Filmproduzenten Selznick einen Vertrag ab und drehte für Mayflower Pictures seinen vorerst letzten Film in England, danach wanderte er mit seiner Familie nach Los Angeles in die USA aus.
Für Selznick drehte er von 1939 bis 1947 drei Filme: „Rebecca“, „Spellbound“ und „The Paradine Case“. An andere Produzenten wurde er von Selznick vermittelt. So realisierte er von 1940 und 1941 für United Artist „Foreign Correspondent“ und für RKO „Mr And Mrs Smith“ und „Suspicion“.
Seine Tochter Patricia feierte 1942 ihr Bühnendebüt. Im selben Jahr führte Hitchcock für Universal Regie bei „Saboteur“ und „Shadow Of A Doubt“. Seine Mutter Emma starb am 26 September in London.
Sein älterer Bruder William beging 1943 in London Suizid. Für 20th Century Fox drehte Hitchcock „Lifeboat“.
Bei zwei Kurzfilmen für das Ministry of Information führte er 1944 in London Regie und arbeitete zusammen mit Ingrid Bergmann an „Spellbound“.
Mit „Notorious“ realisierte er 1945 den Lieblingsfilm seiner Tochter. Im nächsten Jahr gründete er zusammen mit Sidney Bergmann Transatlantic Pictures, er hoffte, mit seiner eigenen Produktionsfirma eigene Projekt unabhängig verwirklichen zu können.
Seinen Vertrag mit Selznick erfüllte er 1947 mit „The Paradine Case“. In diesem Jahr und dem darauf folgenden drehte er seine beiden einzigen Filme für die eigene Produktionsfirma: Die Dreharbeiten zu „Rope“ fanden in LA statt, für „Under Caprcorn“ reiste er nach London.
„Stage Fright“ drehte 1949 er zusammen mit Marlene Dietrich, in einer Nebenrolle ist auch seine Tochter zu sehen. Seine Produktionsfirma Transatlantic Pictures löste er in diesem Jahr auf. Auch begann er, für Warner Bros Filme zu drehen: „Strangers On A Train“(1951), „I Confess“(1953), „Dial M For Murder“(1954) und „The Wrong Man“ (1956). Die Zusammenarbeit wurde bis 1956 fortgesetzt.
1952 heiratete seine Tochter Joseph E. O’Conell. Ein Jahr später wird die erste Tochter des Paares geboren,  Mary. Hitchcock drehte mit Grace Kelly für Warner Bros: „Dial M For Murder“.
Ab 1953 realisierte er für Paramount sechs Filme, der erste davon war „Rear Window“. Im folgenden Jahr kam seine zweite Enkelin Teresa zur Welt und er arbeitet an den Paramount-Filmen Nummer Zwei und Drei: „To Catch A Thief“ und „The Trouble With Harry“.



Hitchcock als Überregisseur


Ab 1955 setzte er auf Projekte für das Fernsehen um: 20 Folgen der Serien „Alfred Hitchcock Presents“, „The Alfred Hitchcock Hour“, „Suspicion“ und „The Ford Star Time“ stammen von ihm. Die Arbeit für das Fernsehen endete erst 1965.
Es war auch 1955, als er zum ersten Mal auf Francois Truffaut traf, der ihn später sehr ausführlich interviewen würde. Zum zweiten Mal verfilmte er „The Man Who Knew Too Much“ für Paramount. Die Erstfassung dieses Films hatte er bereits zwischen 1934 und 1936 in den Gaumont Studios erarbeitet. Am 20. April nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
1956 endete die Zusammenarbeit mit Warner Bros vorerst nach der Fertigstellung des vierten Films „The Wrong Man“, einem Schwarz-Weiß-Film. Der fünfte Film für Paramount war „Vertigo“ von 1957, für den ein Buch der französischen Kriminalautoren Pierre Boileau und Thomas Narcejac als Vorlage herangezogen wurde. Deren Landsmänner Eric Rohmer und Claude Chabrol veröffentlichten im selben Jahr das erste Buch über Hitchcock.
Der Gesundheitszustand von Hitchcocks Ehefrau Alma verschlechterte sich zunehmend und so wurde sie 1958 wegen einem Krebsleiden operiert. Ihr Mann drehte im selben Jahr den Film „North By Northwest“ für MGM.
1959 wurde Hitchcock zum dritten Mal Großvater, seine Tochter und sein Schwiegersohn wurden Eltern eines Mädchens namens Kathleen. Das Ergebnis der letzten Zusammenarbeit mit Paramount ist der Film „Psycho“.
Francois Truffaut begann 1962, Hitchcock zu interviewen. Der Regisseur, mittlerweile 63 Jahre alt, arbeitete für seine letzten sechs Werkewieder mit Warner Bros zusammen. Das erste war noch im selben Jahr eines seiner wohl berühmtesten: „The Birds“ („Die Vögel“) mit dem Model Tippi Hedren.  Es folgten „Marnie (1963, wieder mit Tippi Hedren) und „Torn Curtain“ (1956/66). 1966 wurden auch die Interviews unter dem Titel „La Cinema Selon Hitchcock“ (dt. Fassung: „Mr Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“) veröffentlicht. Nach weiteren zwei Jahren fanden 1968/69 die Dreharbeiten zu „Topaz“ statt. Hitchcock bekam die Ehrendoktorwürde der Universität von Kaliforien in Santa Cruz und den Irving G. Thalberg Memorial Award der Academy of Motion Picture Arts And Science verliehen.
1971 wird er Mitglied der Ehrenlegion in Paris, filmt in London „Frenzy“.

Letzte Jahre und Tod


Seine Frau erlitt einen ersten Schlaganfall. Auch Hitchcocks Gesundheitszustand war in Mitleidenschaft gezogen worden. Er wurde 1974 wegen eines Nierensteins operiert und bekam einen Herzschrittmacher eingesetzt. Trotzdem stellte Hitchcock im nächsten Jahr seinen letzten Film „Family Plot“ fertig. Alma hatte zu dieser Zeit einen zweiten Schlaganfall.
1978/79 schrieb er an dem Drehbuch zum Bühnenstück „The Short Night“. Er feuerte seinen Coautor und engagiert den jungen Schriftsteller David Freeman. Diese Arbeit wurde allerdings nicht mehr realisiert. Hitchcock konsumierte damals große Mengen Alkohol.
1979 dankt er bei der Verleihung des Ehren-Oscars seiner Frau als Cutterin, Drehbuchautorin, Mutter seiner Tochter und als Köchin. Sie ist die einzige Person, der er dankt. Auch in England wurde er als Knight Commander of The British Empire geadelt und durfte sich von da an Sir Alfred Hitchcock nennen. Diese Erfolge konnten den Niedergang seiner mentalen und physischen Fähigkeiten jedoch nicht aufhalten.
Am 16. März 1980 zeigte er sich zum letzten Mal der Öffentlichkeit. Am 29. April verstarb er im Schlaf in seinem Haus in Bel Air an Nierenversagen.

Arbeit als Regisseur

Er drehte vor allem Thriller. Hierbei erwies sich Hitchcock im Aufbauen von Spannung als geschickter Regisseur. Dadurch, dass er - laut eigener Aussage - nicht immer das Publikum dem Täter nachspüren ließ, sondern sie von Anfang an darüber aufklärte, wer der Schuldige war. So fieberte das Publikum umso mehr mit.
In seinen Filmen zeigte Hitchcock auch ein immer wiederkehrendes Profil, was die Heldin anging: eine blonde Frau, die ein Geheimnis hütet, die Männer in ihren Bann zieht und doch am Ende Tragisches erleiden muss. Das Model Tippi Hedren etablierte sich hier zu seiner Favoritin und spielte in „Die Vögel“ und „Marnie“, nachdem Grace Kelly Fürst Rainier III von Monaco geheiratet hatte und nicht mehr zur Verfügung stand.
Seine Filme handeln oft von Identitätsverlust, dem verfolgten Unschuldigen und spielen mit der Angst des Publikums. Mit der extremen Spannung wird dunkler Humor verknüpft.   
Hitchcock war sich durchaus bewusst, dass der sich durch kleine Cameo-Auftritte in seinen Filmen interessant machen konnte und diese kurzen Erscheinungen lenkte auch die Aufmerksamkeit des Publikums nicht vom Geschehen ab. So ist er in vielen seiner Filme kurz im Hintergrund zu sehen oder erscheint in einer Zeitungsanzeige.

Trivia


  •    Angeblich mochte er seine seine Frau nicht einmal ansehen , als sie schwanger war
  •     Laut eigener Aussage sollte er als er noch ein Kind war jeden Abend am Bett seiner Mutter erscheinen und ihr von seinem Tag erzählen
  •     Er ist abgedruckt auf einer 32-Cent-Briefmarke der Serie „Legends of Hollywood“
  •     Er war befreundet mit dem Produzenten der Bond-Filme, Albert R. Broccoli
  •     Wegen seines Erlebnisses in der Polizeistation als Kind hatte er große Angst vor der Polzei. Er machte beispielsweise nie seinen Führerschein
  •     Er hat niemals für einen einzigen seiner Filme einen Oscar bekommen
  •     Er schrieb für einige „Die drei Fragezeichen“- Bücher das Vorwort und erschien auch einmal darin
  •     Als er den Preis für sein Lebenswerk erhielt (1979), scherzte er mit Freunden, dass anscheinend angenommen wurde, er würde bald sterben. Er starb dann ein Jahr später
  •     Sein Gewicht schwankte ständig. Er war immer übergewichtig, machte aber zeitweise Diäten
  •     Am Set spielte er der Crew gerne Streiche, meistens waren sie allerdings eher weniger lustig. Er spielte mit den Phobien der Leute und erschreckte sie

Krimi-Regisseur: ein Mann, der im Dunkeln Gänsehaut verkauft.
Alfred Hitchcock


  Quellen:

·        Glamour Deutschland, Schweiz, Österreich/ 04; 12/ S. 216 Tippi Hedren

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Für meine Großmutter, Elisabeth.